Adler über Deutschland - Webers Schiffe

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Adler über Deutschland

Die englische Stadt Clevedon ist Partnerstadt meiner Heimatstadt Ettlingen. Und so begab es sich im Jahre 1985, dass wieder einmal eine englische Delegation zu Besuch kam. Die Stadt suchte fllr die englischen Gäste Privatquartiere. Zwei ältere Herren wurden in unserem Hause untergebracht. Der eine ruhig und bescheiden, der andere temperamentvoll und voller Interesse an unserem Leben und an allem was eben für einen Fremden, der zum erstenmal in Deutschland sich aufhält sehenswert ist. Eines Abends saßen wir zu viert beisammen, natürlich tranken wir sein Gastgeschenk, eine Flasche schottischen Whisky. Mein beinahe fertiggestelltes Modellschiff 'Bismarck' erweckte sein Interesse. Rasch war der Krieg und unsere persönlichen Schicksale im Mittelpunkt unseres Gespräches. Wir hatten das schottische Getränk schon intensiv gekostet, mein 'Englishman' war schon wiederholt in die Küche gegangen um mit klarem Leitungswasser seinen Whisky, trinkerfahren wie er war zu verdünnen.
Am Revers seines Jacketts glänzte ein die Schwingen ausbreitender goldener Adler der einen Gold und Grün eingefärbten Erdball umklammerte. "Ja" sagte er voller Stolz auf meine Frage, dies sei das Ehrenabzeichen britischer Bomberpiloten aus dem zweiten Weltkrieg. "So" sagte ich, "dann sind sie also stolz den Tod vieler unschuldiger älterer Männer, Frauen und Kinder bewusst und geplant verursacht zu haben'!
Jetzt benötigte er dringend einen weiteren Whisky, meine Frau, böses ahnend, verlies den Raum. "Fritz", meinte er, "das habe ihm noch niemand vorgehalten". Es entspannte sich eine lebhafte Debatte die dem schrecklichen Thema angepasst war. Sein Hinweis auf kriegsbedingte Notwendigkeiten konnte ich unter Hinweis auf die Haager Landkriegsordnung von 1907, die zwischen unseren Ländern festgelegt war, leicht entkräften. Wir waren uns einig, dass der Krieg seine eigenen Gesetze entwickelt und der einfache Soldat, mit hoher Technik ausgerüstet, befehlsbedingt zum Mörder werden muss.
Schließlich nahm mein Gast aus Clevedon eine feierliche Pose an, erhob sich aus seinem Sessel, nahm aus dem Revers das Abzeichen und überreichte es mir mit entschuldigenden Worten.
Völlig überrascht nahm ich seine ihn ehrende Auszeichnung und sagte spontan, wenn er damit einverstanden sei werde ich es am Flugzeughangar der 'Bismarck' anbringen. Mit gerührten Worten entschuldigte er sich Pilot eines Terrorbombers gewesen zu sein. Alle harten Worte der letzten Stunde waren vergessen, noch nie habe ihm ein Deutscher so klar die Verbrechen auch seines Volkes so deutlich vor Augen geführt.
Ich hielt Wort und so ist dieses Abzeichen britischer Bomberpiloten auf der Backbordseite am Hangar des Modells "Bismarck" angebracht.
Nach einem Jahr kam er wieder mit einer Delegation aus Clevedon nach Ettlingen zum Freundschaftsbesuch, er wohnte jetzt bei einer anderen Familie, ich wusste nichts davon. Ein Taxi hielt vor unserem Haus, rasch war unser Gespräch vom letzten Jahr wieder gegenwärtig. "Er sei nur gekommen um zu sehen ob sein Abzeichen wirklich seinen bleibenden Platz gefunden habe."
Er war beglückt, gerade auf der stolzen Bismarck sich wieder zu finden. Mit Tränen in den Augen hatte auch er seinen inneren Beitrag zur Versöhnung unserer Völker geleistet. Er war an Bord bei Freunden angekommen! Beide waren wir als junge Menschen im Krieg, unserem Vaterland durch Eid verpflichtet, ein Ausweichen unmöglich.

Wer immer meine Modelle besitzt, möge diese Geschichte verinnerlichen; dann wird ihm bewusst, dass das Abzeichen dieses englischen Piloten für immer dort seinen Ehrenplatz hat.

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