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Enigma

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Enigma — die Chiffriermaschine der deutschen Kriegsmarine

Diese Schlüsselmaschine hat im Jahre 1918 der deutsche Ingenieur A.Scherbius zum Patent angemeldet. Dir Name war Enigma, aus dem Griechischen das Rätsel.
Ende der zwanziger Jahre zeigten militärische Stellen ihr Interesse, ab 1930 wurde sie von der Reichswehr und später von der Wehrmacht eingesetzt. Im zweiten Weltkrieg ist es das am häufigsten benutzte Schlüsselverfahren. Diese Enigma I sieht einer Schreibmaschine sehr ähnlich. Im Wesentlichen besteht sie aus einer Tastatur, einem Steckerbrett zur Verkabelung der gewünschten Buchstaben und drei austauschbaren Walzen sowie einem Lampenfeld zur Anzeige.
Diese austauschbaren Walzen sind also das Herzstück der Maschine. Sie sind drehbar angeordnet und weisen auf beiden Seiten jeweils 26 elektrische Kontakte (entsprechend der Zahl der Buchstaben des Alphabetes) die auf geheime Weise paarweise miteinander elektrisch verbunden sind. Zum Beispiel Kontakt A mit B oder F mit G der Walze DI usw. Beim drücken einer Buchstabentaste fließt der Strom durch den Walzensatz und eine Lampe leuchtet auf. Der angezeigte Buchstabe bildet die Verschlüsselung des gedrückten Buchstabens. Bei jedem Tastendruck drehen sich die Walzen und somit die Verschlüsselung eines jeden Buchstabens. Ab 1939 standen fünf unterschiedliche und nummerierte Walzen zur Verfugung. Täglich wurden nach einer geheimen Schlüsseltabelle die wechselnden Einstellungen der Walzen vorgenommen. Diese Tabelle stellte den gültigen Tagesschlüssel für einen ganzen Monat dar der täglich um Mitternacht gewechselt wurde.
Um noch sicherer zu sein vor Erraten der verschlüsselten Nachrichten wurden zusätzliche Regeln beim Erstellen der Schlüsseltabellen festgelegt. So durften Walzenlagen die für einem Monatstag schon belegt waren für den selben Monatstag nicht noch einmal benutzt werden. Eine Walze durfte sich auch niemals an zwei aufeinander folgenden Monatstagen an der selben Stelle im Walzensatz befinden. Eine weitere Regel legte fest: um naheliegende Steckerkombinationen nicht erraten zu können war es verboten zwei im Alphabet aufeinanderfolgende Buchstaben miteinander auf dem Steckerbrett zu stecken. In der Praxis des Alltages führten jedoch diese Vorschriften eher zur Schwächung der Verschlüsselung. Die kryptografischen Stärken dr Enigma sind vor allem durch die rotierenden Walzen gegeben. Durch die Drehung der Walzen wird erreicht, dass jeder Buchstabe des Textes mit einem neuen Alphabet verschlüsselt wird. Bei den deutschen U-Booten wurde eine Enigma mit vier Walzen eingesetzt, die Enigma 4.
Der gesamte Schlüsselraum einer Enigma I aus einem Vorrat von fünf ausgewählten Walzen und einer von zwei Umkehrwalzen und bei Verwendung von zehn Steckern lässt sich aus der Maschine von 120 Walzenlagen, 676 Ringstellungen, 17.576 Grundstellungen und 150 Billionen Steckmöglichkeiten schlussendlich 2,149 x 10 hoch 25 Möglichkeiten berechnen, das entspricht ungefähr 77 Bit. Eine Enigma M 4 der Marine, ihre Walzen und die dazu gehörenden höchst geheimen Unterlagen waren daher für den Gegner von allerhöchstem Interesse. An einigen Operationen wird dies im Folgenden geschildert.

Literatur: Internet - Wikipedia - Enigma (Maschine) Stand Februar 06


Die Jagd nach der Enigma M im Jahre 1941

Die Ausführung der Enigma des Heeres und der Luftwaffe war seit Frühjahr 1940 bekannt. Die Art der Konstruktion der Enigma M der Marine verzögerte Ihre Erforschung bis ins Frühjahr 1941.
Hierzu gehört eine lange Vorgeschichte: Drei jungen polnischen Mathematikern gelingt es schon im Jahre 1932 den Code der Chif&iermaschine zu entziffern. Bis zum Sommer 1939 bauten sie auch die Maschine nach. Am 24.Juli "39 erhalten ein englischer und französischer Geheimagent je eine nachgebaute, funktionstüchtige Maschine. Der deutsche Geheimdienst kommt zu spät. Hitler beginnt den Krieg, aber die Enigma war bereits in England.
Der wohl spektakulärste Erfolg mit der Enigma ereignete sich während des Frankreichfeldzuges im Mai "40: Der Geheimcode der französischen Marine war dem deutschen B-Dienst (Funkbeobachtungsdienst) bekannt. Um ein Entweichen der französischen Flotte nach England zu verhindern wurde ein verschlüsselter Funkspruch mit der Unterschrift Admiral Darlans abgesetzt, der allen französischen Schiffen verbot die Häfen zu verlassen. So kam ein großer Teil der Flotte unbeschädigt in deutsche Hände.
Welche Bedeutung man in England der Erforschung dieser geheimsten deutschen Verschlüsselungstechnik beigemessen hat sieht man an Bletchley Park. Dort, im Norden Londons arbeiteten bis zu 7000 junge Mathematiker und Wissenschaftler an dieser Entschlüsselung. Einer dieser Spezialisten war der britische Mathematiker Alan Turing, dessen Forschungsarbeiten für die Informatik wegweisend waren.
Jetzt, im Frühjahr 1941, drängt der britische Premier Winston Churchill in Befehlen an alle Kapitäne der Royal Navy, jede Chance zu nutzen um in den Besitz der Enigma 4 der Kriegsmarine zu kommen.
Hier der Bericht von zwei entscheidenden Ereignissen:
Am 2. Mai "41 steht das deutsche Wetterbeobachtungsschiff München zur Vorbereitung der Operation Rheinübung (Bismarck/Prinz Eugen) im Nordatlantik. Seine Funksprüche werden aufgefangen. Am 7. Mai sichtet der Kreuzer Edingburgh die München, eröffnet das feuer und setzt das Schiff in Brand. Der Zerstörer Somali geht sofort längsseits und sein Spezialteam verhindert die Selbstversenkung. Der Besatzung gelingt es noch die Enigma M und wichtige Unterlagen zu zerstören ehe sie in die Rettungsboote steigt. Das Prisenkommando der Somali findet aber noch geheime Schlüsselunterlagen. Das Wetterkurzsignalbuch, das Kenngruppenbuch sowie ein Verzeichnis der vorgesehenen aktuellen Schlüsseleinstellungen. Der Zerstörer Nestor bringt das erbeutete Material nach Scapa Flow.
Das folgende Ereignis gehörte auch noch viele Jahre nach dem Kriege zu den best gehüteten Geheimnissen der britischen Admiralität. Es begann am Abend des 8. Mai 1941 in der Nähe von Grönland. KptLt. Lemp von U 110 sichtet den Konvoi HX 123 aus dem er am nächsten Tag zwei Schiffe versenkt. Dabei entdeckt ihn die britische Korvette Aubrietia die sofort Serien von Wasserbomben legt. Plötzlich taucht das beschädigte Boot auf. Im Feuerhagel verlässt die Besatzung das U-Boot. Der Zerstörer Bulldog fischt die Deutschen nacheinander auf. Sem Kommandant Baker-Cresswell bemerkt, dass U 110 weiter auf den Wellen schaukelt. Auch Lemp sieht zu seinem Entsetzen, dass sein Boot nicht sinkt. Er schwimmt zurück um das Boot zu versenken. Beim Hinaufklettern wird er jedoch vom Prisenkommando erschossen. Die gerettete Besatzung hat man sofort unter Deck eingesperrt, sie ist überzeugt, dass ihr Boot gesunken ist.
Das Prisenkommando begibt sich an Bord, die Lampen brennen noch, es herrscht völlige Stille. Leutnant Bahne, der das Prisenkommando führt berichtet ferner, dass es ein schönes Schiff sei, makellos sauber und mit einer herrliche Kombüse. "Wir waren beeindruckt von der Qualität der U-Boot Verpflegung".
Seine Matrosen halfen ihm Stapel geheimer Geräte, Karten und Dokumente durch den engen Kommandoturm in den Kutter zu bringen. Der Ingenieur versuchte vergeblich die Maschinen des Bootes in Gang zu setzen. 'Als wir alles für uns Wertvolle auf den Zerstörer HMS Bulldog gebracht hatten, wurde das U-Boot klar zum Schleppen gemacht.
Die Schlüsselmaschine x Enigma M 4\e aktuellen Codesatz- und Kenngruppenbücher, das U-Boot-Kurzsignalheft, die wichtigen Schlüsseleinstellungspapiere, die auf wasserlöslichem Papier gedruckt sind sowie sämtliche Schlüsselwalzen, auch die Funkkladde und das Kriegstagebuch fallen den Engländern in die Hände. Die Nachricht vom Kapern eines U-Bootes mit der unzerstörten Enigma M 4 und Stapeln von Geheimmaterial versetzte die britische Admiralität in helle Aufregung. „ Das war der wichtigste Einzelerfolg des Krieges" meint König Georg VI. Die hier erbeuteten Geheimunterlagen und der Plan für die zweimal täglich vorschriftsmäßig zu ändernden Einstellungen der Enigma M-Walzen machte die Entschlüsselung des Funkverkehrs der deutschen U-Boote noch einfacher. Das alles ergab ein umfassendes Bild der deutschen U-Boot-Waffe. Der Verlauf, nicht nur der U-Boot-Operationen sondern möglicherweise des ganzen Krieges wurde damit beeinflusst. Wochen später konnten die geheimen Depeschen des ahnungslosen Admiral Lütjens beim Kampf um die "Bismarck" von den Engländern mühelos abgehört werden.

Die Auswirkungen dieses Erfolges ist auch an folgenden Zahlen abzulesen. Im Monat Mai 1941 versenkten deutsche U-Boote im Nordatlantik Schiffe mit einer Gesamttonnage von 305.754 BRT (Bruttoregistertonnen). Nun kann die Admiralität den deutschen Funkverkehr mitlesen, ihre Geleitzüge um die U-Boote herumleiten. Ergebnis: im Juli werden in diesem Seegebiet nur noch 17 Schiffe mit 61 471 BRT versenkt.

Zur Strategie der Engländer im Jahre 1941:
Im Sommer `41 bringt die immer stärkere Beteiligung der US - Navy an der Schlacht im Atlantik eine weitere Eskalation des Seekrieges. Churchill: die Überführung von 50 US-Kriegsschiffen nach Großbritannien war ein entschieden unneutraler Akt der Vereinigten Staaten. Er hätte nach allen Regeln der Geschichte der deutschen Regierung eine Rechtfertigung geliefert, den USA den Krieg zu erklären.

Die Übergabe dieser US Schiffe birgt noch eine andere, von Chruchill erhoffte Gefahr in sich. Nämlich die direkte Konfrontation zwischen Der USA und Deutschland. Die in den USA noch vorhandenen 80 Zerstörer des gleichen Typs werden nun als Geleit-Sicherungsfahrzeuge eingesetzt. Wie soll ein U-Boot Kommandant nun unterscheiden welches Schiff unter amerikanischer oder englischer Flagge fährt? Für die Kommandanten der U-Boote eine enorme physische Belastung. Eine falsche Torpedierung hätte enorme politische Folgen.
Ab Dienstag , den 1. Juli 1941 setzt die US - Navy erstmals von ihrem Stützpunkt Argentia (Neufundland) ihre Flugzeuge zu Patrouilleflügen gegen deutsche U-Boote ein. Im gleichen Monat wird auf den US-Werften mit dem Bau von monatlich zehn Geleitzerstörern für die englische Marine begonnen.
Unter erheblichem britischem Druck erlaubt die Regierung Islands am 7. Juli '41 die Landung einer amerikanischen Kampfgruppe als Vorausabteilung in Reykjavik. Die amerikanische Sicherheitszone verlief im Nordatlantik auf dem 60. Längengrad. Sie wurde am 18. April auf 30° Westlänge und am 14. Juni auf 26° Westlänge vorgeschoben.

Literaturnachweis Janusz Piekalkiewicz „Seekrieg 1939-45 Südwestverlag München 1980 ISBN 3-517 00703 X
E.B.Potter; Ch.W.Nimitz; J.Rohwer:'Seemacht' :Manfred Pawlak Verlag Herrschingl986 ISBN 3-88199-082-8

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